Der Aufbruch

Autor:Manfred Kern
Erscheinungsjahr:2025
Genre:Roman
ISBN:978-3-8260-9306-7
Verlag:Königshausen&Neumann


Rezensiert von Markus Manfred Jung
„Wie Handke möchte ich auch mal schreiben können, dachte ich: von mir selber, aber im Abstand...“ sagt das erzählende Ich Alexander in Manfred Kerns jüngst erschienenem Roman „Der Aufbruch“. Wir begleiten einen Jungen aus seiner Kindheit ins Erwachsenwerden und -sein, der nur einen Berufs-, ja Lebenswunsch hegt, nämlich Schriftsteller zu werden, dem aber Gewalterfahrung durch den Vater und in der Schule innerlich so große Hemmnisse in den Weg legt, dass er beim Versuch, sich zum Schreiben zu bringen, ja nachgerade zu zwingen, lange scheitert. Erst mit dem Tod des Vaters und einer Versöhnung mit dessen Schicksal und dem eigenen, im Abstand zu ihm und zu sich selbst, gelingt es Alexander, sich schreibend die Welt neu anzueignen. Dabei löst sich auch der aufgezwungene Konflikt zwischen als Sprechsprache verhasstem Standarddeutsch und der geliebten, aber so schambehafteten Mundart. Ein kreatives Neben- und Miteinander wird möglich.
Manfred Kern schreibt deutlich autofiktional am eigenen Leben entlang. Dabei gelingt ihm aber die Balance zwischen Nähe und Distanz traumwandlerisch sicher. Er schreibt wie Handke: von sich selber, aber im Abstand.